Große Träume im Raimund Theater

Am 18.04.17 habe ich mir das Musical "Schikaneder" im Raimund Theater angesehen und dem hellstrahlensten Traumpaar einen kleinen Besuch abgestattet. Ich war schon lange vor meinem Besuch sehr gespannt auf das Stück und hatte hohe Erwartungen. Doch meine Erwartungen wurden keinesfalls enttäuscht.
Das Raimund Theater ist ein wirklich wunderschönes Gebäude, das meiner Meinung nach wie geschaffen für diese zauberhafte Show ist. Es transportiert sofort eine besondere Magie und bietet die perfekte Kulisse für ein derartiges klassisches Stück.

In dem Musical geht es um die Liebe zwischen dem egoistischen Emanuel Schikaneder und der selbstsicheren Eleonore. Die Beiden sind Schauspieler und führen durch ein trauriges Schicksal des Franz Mosers ihr eigenes Theater. Doch in dieser Liebesbeziehung gibt es viele Hürden und persönliche Differenzen, weshalb sich das Paar nach einiger Zeit trennt. Eleonore verlässt mit ihrem neuen Freund Johann Friedel das Dorf und eröffnet ein neues Theater in Wien. Allerdings verstirbt Johann tragisch an einer Krankheit und so bleibt Eleonore alleine mit einem Theater zurück, das sie als Frau aber zur damaligen Zeit gar nicht bespielen darf. Die Lösung für das Problem scheint ihr arroganter Ehemann Emanuel Schikaneder zu sein. Widerwillig muss sie also die Hilfe Emanuels annehmen. Gemeinsam entwickelt das Paar eine ganz neue und ungewöhnliche Oper, um wieder mehr Zuschauer in ihr Theater zu locken. Bei der Arbeit kommen sich Emanuel und Eleonore wieder näher und bauen eine neue Beziehung zueinander auf... Doch da scheint das Glück auch schon wieder zerstört, denn Emanuels alte Affaire taucht plötzlich auf und nun ist sich Eleonore endgültig sicher, dass dies der falsche Mann für sie ist und sie ihre Koffer augenblicklich packen muss...  


Die Rolle des Emanuel Schikaneders wurde an diesem Abend von Mark Seibert verkörpert. Mark spielt nicht nur diese Figur, man hat das Gefühl, er lebt diese Rolle. Auch sein gesangliches Talent kommt bei diesem Stück keineswegs zu kurz. Er darf das Publikum mit sehr vielen wunderschönen Songs, wie z.B "Letzter Vorhang" verzaubern und in eine andere Zeit entführen. Vor allem das bekannte Duett "Träum groß" konnte den Zuschauern ein breites Lächeln auf die Lippen zaubern.

Franziska Schuster stand als Eleonore Schikaneder auf der Bühne. Sie ist die perfekte Besetzung für diese Rolle. Franziska hat eine sehr kraftvolle Stimme, die aber dennoch sanft und liebevoll klingt. Bei ihrem sehr emotionalen Song "Mein Lied" war eine Gänsehaut nicht zu vermeiden. Auch schauspielerisch wirkte sie absolut authentisch und konnte besonders die Wut auf ihren Ehemann in vielen Szenen zum Ausdruck bringen. 

(c) Vereinigte Bühnen Wien / Den van Meer

Florian Peters spielte den jungen Johann Friedel, mit dem Eleonore ein weiteres Theater eröffnet. Auch Florian ist wie gemacht für diese Rolle. Er legt im ersten Akt so viel Unsicherheit in sein Schauspiel, dass man fast ein wenig mit ihm leidet. Außerdem harmoniert Florian ausgezeichnet mit seiner Eleonore, weshalb auch bei den Duetten dieser beiden Darsteller magische Momente entstehen.

Maria Anna Miller wurde von Lillian Maandag verkörpert. Sie brachte mit ihrer Rolle im ersten Akt viel Witz in das Stück, doch in der zweiten Hälfte bewies sie auch, dass sie durchaus ebenfalls Dramatik und Trauer entfalten kann. Spätestens in dem Moment, als sie ihr Kind bei Emanuel und Eleonore zurücklassen muss, wird ihre Variabilität im Schauspiel deutlich. Lillian hat eine brilliante Stimme, mit der sie wirklich strahlt. 

Hardy Rudolz begeisterte als Franz Moser und Joseph von Bauernfeld. Bei ihm ließ sich bereits nach kurzer Zeit eine herausragende Stimme feststellen, mit der er das Publikum bei dem Lied "Ohne sie" stark berühren konnte. Bei diesem Lied schwang in seiner Stimme Sehnsucht und Trauer, aber auch sehr viel Wärme mit.

Szenenfoto Schikaneder © VBW / Deen van Meer 
(c) Vereinigte Bühnen Wien / Den van Meer

Der gierige Karl Marinelli wurde von Stefan Poslovski verkörpert. Stefan hat mit einer fantastischen Stimme und mit einem sehr fiesen und dementsprechend authentischen Schauspiel brilliert. Durch seine Darstellung hat er sich, im positiven Sinne, zu einem bösartigen Antagonisten entwickelt und die Zuhörer schnell von seinem großen Talent überzeugt.

Katja Reichert spielte an diesem Abend die Rolle der Josepha Hofer. Auch sie strahlte mit ihrer ausgezeichneten Stimme. Vor allem bei dem Lied "Ich? Warum?" konnte sie gemeinsam mit ihren Kollegen die Zuschauer beeindrucken und erfreuen.

Szenenfoto Schikaneder 3 © VBW / Deen van Meer   
(c) Vereinigte Bühnen Wien / Den van Meer

Eine Frau, die sich zu einem kleinen Publikumsliebling entwickelt hat, war Jana Stelley. Jana stand als Barabara Gerl auf der Bühne des Raimund Theaters. Sie hat die Vermittlerin in dem Stück gespielt und immer wieder die kleinen Streitigkeiten zwischen Emanuel und Eleonore geschlichtet und dies auf eine ironische und verblüffende Art und Weise.
Insgesamt hat Jana hat eine sehr große und positive Ausstrahlung auf den Brettern, die die Welt bedeuten.

Martin Pasching feierte in der Rolle des Benedikt Schack seine Premiere. Seine Stimme passt perfekt in das klassische Stück und er konnte auch sehr schnell in dieser Rolle überzeugen. Sein Schauspiel wirkte sehr authentisch und Martin ergänzte sich exzellent mit seinem besten Freund Emanuel Schikaneder. Er konnte diese Beziehung zu seinem Freund sehr intensiv darstellen und ein Gefühl von Harmonie und blinden Vertrauen erzeugen.

Auch das Ensemble brachte wieder einmal einen besonderen Zauber in die Vorstellung und bildete eine sehr harmonische Einheit. Sowohl der Gesang als auch das Schauspiel sowie der Tanz wirkten sehr stimmig und im Einklang. Alle Mitglieder des Ensembles konnten ein sehr großes gesangliches Talent beweisen, ohne welches die Vorstellung niemals so phänomenal wäre.

Szenenfoto Schikaneder 1 © VBW / Deen van Meer 
(c) Vereinigte Bühnen Wien / Den van Meer

Das Bühnenbild der Inszenierung war unglaublich beeindruckend und es hat das Publikum unmittelbar in eine ganz andere Zeit versetzt. Die einzelnen Bühnenbider lassen sich während der Vorstellung drehen und so fließen die einzelnen Szenen wunderbar ineinander über. Auch die Kostüme passten alle perfekt zu der Show und unterstützten die Leistung der Darsteller.

Das Musical präsentiert die turbulente Liebesgeschichte hinter der Zauberflöte und zeigt die kleineren und größeren Verstrickungen in einer Ehe.
Während der Aufführung kann man wirklich groß träumen und sich in eine andere Welt versetzen lassen, bevor sich dann am Ende die Frage stellt, ob die Liebe lügt oder vielleicht doch siegt!

Schikaneder Logo © VBW / Rafaela Proell 
(c) Vereinigte Bühnen Wien / Rafaela Proell

Kommentare

  1. Bei diesem Musical hat mich die Musik gleich in ihren Bann gezogen, da sind auch für mich einige Ohrwürmer dabei. Mir überhaupt die ganze Singspiel-hafte Inszenierung sehr gefallen. Bei meiner Aufführung hat die mich die einmalige Milica Jovanovic als Eleonore überzeugt und Mark Seibert ist sowieso ein Musicalprofi. Gerne möchte ich noch ein zweites mal gehen! Ihr auch?

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